Sonntag, 3. Juni 2012

Grand Canyon

Am Donnerstag waren wir nur kurz am Grand Canyon. Eigentlich wollten wir ja den Sunset sehen und in Fotos festhalten, kamen allerdings schlicht und einfach zu spät. Der Grund? Wir haben uns zuerst verfahren und nur Hotels, Restaurants, Einbahnstraßen, Stoppschilder und einen chillenden Moose-Bullen gefunden. Die "kleine Siedlung" Grand Canyon Village ist wohl doch nicht sooo klein wie gedacht. Eine Karte hatten wir im Hotel vergessen und uns auch nicht eingeprägt. Das eine deutsche ältere Paar, das wir im Hotelpool kennengelernt hatten und mitkommen wollte bzw. mitgekommen ist, hatte auch keine Ahnung. Am Ende haben wir doch noch einen top Aussichtspunkt gefunden. Nächste Herausforderung: Suche des Parkplatzes. Wir haben einfach keinen gefunden. Schließlich standen wir dann auf einer schraffierten Sperrfläche zwischen zwei Straßen. Aber egal! Unseren Jeep wird schon niemand abschleppen in der kurzen Zeit. Nun denn, auf zum Abgrund: alles aus und vorbei, trotzdem überwältigend. Viele Bilder sind nicht entstanden, die Vorfreude war aber entfacht.


Am Freitagvormittag wollten wir nichts falsch machen. Wir haben unseren Wecker auf 04:30 Uhr gestellt, um 05:00 Uhr den Sunrise genießen zu können. Dabei waren wir an derselben Stelle wie am vorigen Abend. Aus fotografischer Sicht war die Lichtsituation am Anfang etwas schwierig, da die Sonne an ca. der gegenüberliegenden Seite östlich aufging. Als die ersten Sonnenstrahlen in den Canyon strahlten, wurde es aber einfach nur umwerfend.

Den Grand Canyon kann man nicht in Worte fassen. Man muss ihn zumindest einmal im Leben gesehen haben, da Fotos und Videos halt wirklich nur Fotos und Videos sind und bleiben. Er weckt (bei mir) Gefühle der grenzenlosen Freiheit und des Abenteuers. Es lockt der "Ruf der Wildnis", den Jack London in seinen Büchern vortrefflich beschreiben konnte. Diesen Ruf habe ich aber schon einmal gespürt. Auch in den USA; während der Radtour mit Mr. Dan Brown und Sohn zum Dupont Nationalpark (wo Hunger Games und Der letzte Mohikaner gedreht wurde). Wir haben noch nicht viel gesehen, aber schon jetzt kann ich sagen, dass mich die USA landschaftsmäßig in seinen Bann gezogen bzw. verzaubert hat. Ich fühle mich hingezogen zur unberührten Natur, zum ruhig aber stark schlagenden Puls der Wildnis. Sie stellt einen krassen Gegensatz zu meinem bisherigen Leben in Gesellschaft (und gesellschaftlicher Behütung (!)) dar. In der Wildnis ist man dem Leben und dem Tod (bzw. der Gefahr) so nahe wie nirgendwo, denn sie ist erbarmungslos und hart, ermöglicht aber überall Leben.

Das war ein klitzekleiner Versuch, meine Gefühle für die Wildnis/unberührte Natur zu beschreiben. Das hilft aber alles nix. Ihr müsst sie selbst gesehen, gerochen, gehört, geschmeckt, getastet und gefühlt haben. Ich bin extrem dankbar die Gelegenheit zu haben genau das zu tun. Genug geredet/geschrieben; hier ein paar Bilder vom Sunrise.












Ganz nah am Abgrund...
Hihi, die beiden wollten, dass ich ein Bild von ihnen mit ihrem iPhone mache.
Als ich über die Bildkomposition nachgedacht habe, ist mir aufgefallen, dass diese Ecke ganz vorn
am besten wäre. Da haben sie mich nur komisch angeschaut... :-D
Freiheit...
Ich habe mich dann doch ganz vor auf die Ecke getraut... :-D
Und Julian auch!
Nach dem Sonnenaufgang haben wir in einem übelst überteuerten McDonalds Frühstück gegessen, um dann einen Helicopterflug über den Canyon zu genießen. Julian hat den nämlich von seinen lieben Eltern geschenkt bekommen. Da ich auch elterliche Unterstützung hatte (gaaanz lieben Dank!), bin ich direkt mit zugestiegen. Im Flughafen gab es eine Körperwaage (ach du Schreck! War aber nur zum Planen der Gewichtsverteilung.), Franzosen, Japaner und Amerikaner sowie ein paar Flats mit Infofilmen über die Sicherheit beim Fliegen sowie einen großen (wie soll es auch anders sein) Giftshop. Irgendwann ging es dann in den Helicopter (von EADS, Eurocopter, Donauwörth, DE) und schon flogen wir über das amerikanische Outback (ich nenne es jetzt einfach mal so) zum Canyon. Als sich dieser dann vor und unter uns ausweitete (eigentlich sieht er ja aus wie als wenn man in Minecraft auf weiter Ebene 100.000 TNT-Blöcke zündet) waren wir sehr stark beeindruckt. Wir flogen in die Nähe des North Rim, wo es sehr grün war. Außerdem haben wir endlich den berühmten Colorado River gesehen, der den Grand Canyon ja so zerklüftet haben soll. Eine deutschsprachige und eine japanische Info später (wir saßen mit den Japanern im Heli), flogen wir dann auch schon zurück. Hier ein paar Bilder und Videos.




Eurocopter, EADS, Donauwörth, GER



Beim Rückflug habe ich ein paar Offroad Trails entdeckt, die mich sofort an unseren Jeep Wrangler denken ließen. Offroad Trail + Jeep Wrangler? Das passt doch irgendwie. Aber eigentlich hatten wir ja andere Pläne. Nämlich hiken an der Kante des Grand Canyon. Trotzdem haben wir uns eine halbe Stunde genommen und einen Trail gesucht und gefunden. Dort sind wir dann reingefahren und hatten nicht sooo viel Spaß. Das lag wohl daran, dass wir einfach kein Ziel hatten und die Wege nicht so spannend wie gedacht waren. Dann sind wir zurück nach Tusayan gefahren. Dort sind wir zum IMAX (ein Kino, in dem aktuell nur ein Film über den Grand Canyon läuft) + Info Center. Eigentlich wollten wir den Film schauen, sind aber über eine große Karte gestolpert. Dort entdeckten wir einen "geheimen" Pfad (soll jetzt nur etwas mystisch klingen), der direkt vom Info Center (also eigentlich eine Meile entfernt, aber das zählt nicht) ca. 30 Meilen gen Westen an den South Bass Trail (einen Wanderpfad) geht. Offroad Trail + Jeep Wrangler + Plan, am Grand Canyon zu hiken + außergewöhnliches Abenteuer mit "geheimen" Pfad? Das ist ja wie für uns gemacht! Da wir die große Wandkarte nicht mitnehmen konnten und die wohl auch schon etwas veraltet war, fragten wir im kompletten Info Center rum. Keiner kannte den Pfad, geschweige denn den South Bass Trail Wanderpfad. So langsam wurde der Pfad doch ganz schön "geheim" und mystisch. Im Info Center gab es auch einen National Geographic Store und somit auch Kartenmaterial. In einer Karte war der Pfad eingezeichnet. Jippi! Nächste Baustelle: der Pfad verläuft durch das Hoheitsgebiet der dort lebenden Indianer (engl. Native Americans). Und das kostet! (Es stand zumindest in der Karte ein großes, kleines Dollar-Zeichen.) Wieder im ganzen Info Center rumgefragt - keine Antwort. Nur ein Tipp, dass in der Nähe vom Info Center der Forest Ranger lebt, der bestimmt den ultimativen Plan hat. Ein Mittagessen und einen Einkauf von Überlebensgedöns (wie Powerriegel und Wasser) später ging es zum Forest Ranger. Der kannte den Pfad sogar, konnte uns aber auch nichts Spezielles zu den Kosten erzählen, die beim Durchqueren des Indianergebiets entstehen. Er machte uns aber Hoffnung, in dem er sagte, dass da wohl eh niemand rumlungert. Er gab uns noch ein paar nette Tipps und stellte sicher, dass wir ein Ersatzrad dabei haben und schon ging es los auf die Offroad-Fahrt. Hier ein paar Bilder und Videos.





Ein Wiederkäuer... oder auch "rindvieh-ähnliches Gedöns" (siehe Video)
Diese Station ist wahrscheinlich schon länger verlassen... und total vermüllt. :-(







Als wir dann mit unserem total verstaubten Jeep am South Bass Trail ankamen erwartete uns: Stille und eine bombastische Aussicht. Der Wanderpfad führte am Hang entlang nach unten und irgendwann zum Colorado River. Da wir aber erst 14:45 Uhr mit Wandern starteten, konnten/durften wir nicht weit. Außerdem war es strikt unrecommended die Strecke zum Fluss und zurück an einem Tag zu versuchen. Wir planten genauestens durch: 1h runter, 2h hoch, 1/2 l Wasser pro Stunde pro Person, Powerriegel mit, Kamera mit etc. etc. Wir watschelten also 1h runter, kehrten um und liefen... 35 min mit 5 min Pause wieder hoch. Hmmm, "vertan" würde Helge sagen. Oben waren wir dann aber auch ganz schön fertig. Ob das an der dünnen Luft, an der Hitze oder an dem schnellen Wandern gelegen hat? Wohl eher an allem zusammen. Egal! Julian fuhr dann die ganze Strecke zurück und währenddessen zog sich der Himmel zu. Also nix mit Sunset-Wiederholung. Stattdessen sind wir in den Hoteleigenen Pool gehopst, ein paar Bahnen (eher Runden) geschwommen und haben den Tag im Whirlpool ganz entspannt im Gespräch mit einem älteren Paar (er arbeitet bei der Ölfirma "Chevron" und hat ein wenig von seinen Bohrungen über 20.000 Fuß unter dem Meeresspiegel erzählt) ausklingen lassen. Hier noch ein paar Bilder vom Wandern.


















Alles in allem gab es für mich an diesem Tag sehr viele erste Mals. Nämlich: erstes Mal Grand Canyon, erstes Mal Heli (mit)fliegen, erstes Mal Offroadfahren und erstes Mal McDonalds Frühstück. :)

Am nächsten Morgen gab es dann noch ein Fotoshoot mit dem Desert Point Richtung Westen. :)







1 Kommentar:

  1. Wow,very impressive and adventurous pics, guys!
    Haltet die Ohren steif und ganz viel Spass weiterhin auf eurem Trip!
    Lieben Gruß!

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